Buch-Rezension "Julia: Mein Leben zwischen den Geschlechtern" von Julia Prillwitz
Von Pixie Gun
Könnt Ihr Euch noch an die Zeit erinnern, in der sich Euer Körper auf einmal veränderte? An die Zeit, in der Ihr vom kleinen Jungen zum jungen Mann wurdet, vom unschuldigen Mädchen zur süßen Lolita? So aufregend diese Jahre auch waren, so verwirrend waren sie doch für viele von uns. Wenn aus winzigen "Mäusefäustchen" plötzlich feste Brüste wurden oder Haare an Stellen wuchsen, die man vorher nicht einmal bemerkt hatte. So ging es auch Julia Prillwitz. Mit dem Unterschied, dass sich die körperliche Entwicklung zweier Geschlechter an ihr vollzog. Julia Prillwitz ist transsexuell und erzählt in "Julia: Mein Leben zwischen den Geschlechtern" von der beschwerlichen Suche nach ihrem wahren Ich.
Die heute 42-jährige Wahl-Starnbergerin wurde in Brasilien als Junge geboren. Doch als das Kind in die Pubertät kommt, beginnt eine Odyssee, während der Julia, die sich heute als "Frau mit Penis" bezeichnet, von einstigen Freunden, von Lehrern und gar der eigenen Familie verhöhnt und körperlich und seelisch misshandelt wird. Dem gerade mal zehnjährigen Jungen wachsen statt der ersten Brusthaare Brüste - ein Skandal. Doch der Heranwachsende lässt sich nicht einschüchtern.
Sensibel und dennoch unglaublich stark erzählt Julia Prillwitz gemeinsam mit Autorin Nina Job von dieser schrecklichen Zeit, die vermutlich jeden anderen mit ähnlichem Schicksal in die Knie gezwungen hätte. Doch nicht so Julia. Das zarte Wesen beschließt, weder Mann noch Frau zu werden, sich eben nicht für ein Geschlecht zu entscheiden, wie die Gesellschaft es von ihr verlangt. Sondern so zu bleiben, wie die Natur sie nun einmal erschaffen hat. Ein Kraftakt.
Erst, als die erwachsene Julia nach Deutschland kommt und hier ihren ersten Mann heiratet, ändert sich ihr Leben...
Dieses Buch hat mich mitgerissen, und ich lege es Euch hiermit unbedingt ans Herz. Dabei ist es nicht allein die tragische Geschichte dieser starken Frau (mit Penis), die mich so gerührt hat. Sondern auch die klare Sprache, die dafür sorgte, dass die Spannung nie nachließ und die mich nachdenklich und oft wütend zugleich machte. Na gut, es gibt die ein oder andere sprachliche Schwäche, aber wir haben es bei diesem Buch ja nicht mit einem Anwärter auf den nächsten Literatur-Nobelpreis zu tun. Sondern mit der unglaublich ehrlichen Lebensbeichte einer transsexuellen Frau, die mit ihrer Geschichte in erster Linie an unsere Toleranz und unser Verständnis appellieren will. Für alle, die abseits der Norm leben, die anders sind als andere.
Meine absolute Leseempfehlung!
Und hier alle wichtigen Daten zum Buch auf einen Blick:
"Julia: Mein Leben zwischen den Geschlechtern" von Julia Prillwitz
Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: mvg Verlag
ISBN-10: 386882183X
ISBN-13: 978-3868821833
Preis: 19,99 Euro