In Stuttgart muss sich nun ein 62-Jähriger Arbeitsvermittler der Agentur für Arbeit vor Gericht verantworten. Der Grund: Der langjährige, engagierte Mitarbeiter der Behörde hat in den Jahren 2012 und 2013 zwei ehemalige Prostituierte auf Jobsuche bei Beratungsgesprächen sexuell belästigt. Dabei bot er beiden Damen, 44 und 55 Jahre alt, eine seriöse Arbeitsstelle gegen kostenlose, sexuelle Dienstleistungen an.
Vorgeworfen werden ihm verbale Belästigung und das Begrabschen der beiden Opfer an Busen und Po. Dabei führte er wohl auch die Hand von einer der Damen in seine Hose und masturbierte während der "Gesprächstermine" vor beiden Frauen. Während dieser Situationen schloss er sich mit der jeweiligen Dame in seinem Büro ein.
Auch nach Feierabend ging der Terror weiter. Der Jobvermittler rief nachweislich bei beiden Frauen zu Hause an und forderte sie jeweils dazu auf, ihm sexuell gefügig zu sein, selbstverständlich ohne finanzielle Gegenleistung.
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft betont, die beiden Frauen wären dem Jobvermittler völlig ausgeliefert gewesen. Dennoch ging keine der beiden Ex-Prostituierten auf die unmoralischen Angebote des Mitarbeiters ein.
Der Mann war nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa für ein Sozialprojekt der Behörde verantwortlich, in welchem Frauen aus dem Rotlichtmilieu auf Wunsch ein seriöser Job vermittelt und so der Ausstieg aus dem Gewerbe erleichtert werden soll. Grundlage der Maßnahme ist das Prostitutionsgesetz aus dem Jahr 2012.
Auch der Landesfrauenrat reagierte mit großer Empörung auf den Vorfall.
Die 1. Vorsitzende des Frauenrates Angelika Klinger erwähnte öffentlich, dass ein solches Verhalten eines Behörden-Mitarbeiters nur zu deutlich zeige, dass Prostituierte oftmals nicht als gesellschaftlich anerkannte freie Menschen, sondern, nach wie vor, als "Freiwild" betrachtet würden.
Der Mitarbeiter des Jobcenters ist geständig und nicht vorbestraft. Neben dem Verlust seines Arbeitsplatzes läuft nun ein Strafverfahren gegen den 62-Jährigen. Die Hauptverhandlung wurde für den 20. Oktober anberaumt.
Die Sprecherin der Arbeitsagentur betont, es handle sich um einen Einzelfall.