Der "Aufklärer der Nation" ist tot. Wie jetzt bekannt wurde starb Oswald Kolle, der in den 60er Jahren mit Kinofilmen über das Sexleben der Deutschen sowohl informierte, als auch polarisierte, in seiner Wahlheimat Amsterdam.

Als Boulevard-Journalist hatte er sich auf das Intimleben von Filmstars eingeschossen, dann avancierte er zum Sex-Aufklärer. Mit seiner Serie für die "Neue Revue" - u.a. "Dein Mann, das unbekannte Wesen" - erreichte er Millionen. Viele Deutsche vertrauten dem Journalisten ihre Probleme an und stellten Fragen, Oswald Kolle beantwortete sie in seinen Artikel. "Wir müssen die Menschen von der Angst befreien, dass ihre ARt, Sexualität zu erleben, irgendwie pervers oder umoralisch ist". Er selbst hatte Erfahrungen mit der Moral in Deutschland gemacht, als er in der Hochzeitsnacht mit seiner Frau Marlies 1953 in getrennten Zimmern schlafen musste, weil das Paar im Hotel die Heiratsurkunde nicht vorlegen konnte.

Seinen entgültigen Durchbruch erlagte Kolle mit neun Aufklärungsfilmen zwischen 1968 und 1972. "Das Wunder der Liebe", "Deine Frau, das unbekannte Wesen" oder "Liebe als Gesellschaftsspiel" wurden weltweit  von140 Millionen Zuschauern gesehen. Für den Journalisten ging jedem neuen Film ein Kampf mit der FSK voraus, die zahlreiche Szenen entfernen ließ. Ein erigierter Penis hatte im Deutschland der 60er Jahre nichts zu suchen.

1969 siedelte Kolle mit seiner Frau nach Amsterdam über, verfasste zahlreiche Bücher und legte 2008 seine Autobiografie "Ich bin so frei" vor. Frei war Kolle wirklich: Mit seiner Frau Marlie führte er eine offene Ehe und gestand in den 90ern auch seine Bisexualität.