Die sexuelle Revolution wäre ohne sie kaum möglich gewesen: Erst die Pille erlaubte es Frauen, komplett selbst über ihren Körper und eine eventuelle Schwangerschaft zu bestimmen. Der Siegeszug des Hormonpräparats ging um die Welt und dauert bis heute an, fünfzig Jahre nach der Erfindung der Pille.
Über 50 Prozent aller deutschen Frauen verhüten mit der Antibabypille. In der wohl sexuell aktivsten Altersgruppe der 20- bis 20-Jährigen sind es sogar 72 Prozent, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung feststellt. Die Pille ist Normalität, doch das war nicht immer so.
Wer sich zu Anfang der 60er Jahre über Verhütungsmittel informieren wollte, hatte es schwer. Gesetze beschränkten die Weitergabe und Information und zahlreiche Ärzte lehnten es ab, ihren Patientinnen das neue Mittel zu verschreiben %u2013 aus Angst vor dem Verfall der Moral. Doch die weibliche Bevölkerung reagierte weitaus besonnener und zu Recht begeistert: Schon zwei Jahre nach der Zulassung des neuen Produktes waren bereits zwei Millionen Frauen regelmäßige Nutzer, Tendenz steigend.
Um die Gesundheit von Freundinnen und Ehefrauen machte sich damals noch kaum einer Gedanken, allenfalls die neue Macht der Frauen wurde als Bedrohung gesehen. Dabei war die hohe Dosis an Östrogen und Gestragen in einer Pille damals so hoch, wie heute in einer ganzen Monatspackung. Es fehlten Erfahrungswerte. Doch im Laufe der Jahre wurde die Konzentration der Hormone immer weiter nach unten korrigiert, so dass die erste deutshe Pille "Anovlar" nur noch halb so konzentriert war, wie das US-Original.
Heute bieten viele große Unternehmen Präparate zur hormonellen Verhütung an, und die Nebenwirkungen %u2013 Gewichtszunahme, Migräne, Übelkeit, hoher Blutdruck %u2013 wurden immer seltener, dank der sogenannten "Mikropille".
Auch wenn es mittlerweile andere Methoden gibt, zu Verhüten, und auch die Männer bald verstärkt in die Verantwortung gezogen werden sollen, geht an der Pille weiterhin kein Weg vorbei. Daher sagt HW Herzlichen Glückwunsch an ein Präparat, dass heutige (auch sexuelle) Freiheiten teilweise erst möglich gemacht hat.