Paul schreibt über seine Erfahrungen im Therapieraum:

Der menschliche Körper steckt voller versteckter Möglichkeiten. In unserer westlichen Kultur mit dem Fokus auf das Visuelle haben wir wahrscheinlich die meisten davon bereits vergessen. Am Ende bestehen wir alle aus  komplizierten Nervenbahnen und all diese Nerven sind direkt oder indirekt mit unserem Gehirn verbunden. In den Worten der Sexologin Satu Söderström: Der Orgasmus geschieht und breitet sich aus, weil das Gehirn Neurotransmitter produziert, die es dem ganzen Körper ermöglichen, ihn zu fühlen.

Die Idee von Satus tantrischer Therapie ist, dass man wieder mit seinem eigenen Körper in Kontakt kommt. Während der Therapie wird eine Person bemerken, wo die "Blockaden" sind, die die Übertragung der neuralen Stimulation verlangsamen oder verhindern. Dies ist ein sehr konkreter Vorteil dieser Art der Therapie, da der Klient nach der Lokalisierung einer "Blockade" selbstständig daran arbeiten kann. Typische Fälle betreffen Impotenz oder vorzeitige Ejakulation bei Männern und Schmerzen beim Sex oder Unfähigkeit zum Orgasmus bei Frauen

Die tantrische Therapie beginnt mit einer Massage, um den Klienten zu entspannen und übermäßige Spannungen abzubauen. Es ist erstaunlich zu spüren, wie Wärme durch Satus Hände direkt auf die verspannten Muskeln übertragen wird. Obwohl die Massagetechniken im Prinzip der Sportmassage ähneln, fühlt sie sich völlig anders an. Wahrscheinlich ist der Grund, dass die Tantramassage eher auf ein Wiedererwecken der Nerven abzielt als auf eine "bloße" Entspannung der Muskeln.

Der zweite Teil der Therapie konzentriert sich auf die Nerven, die mit tantrischen Orgasmen verbunden sind. In Satus Worten werden die gleichen Nerven angeregt, die für Männer an einer bestimmten Stelle in der Eichel und für Frauen in der Klitoris gelten. Es ist schwierig, diese Erfahrung zu beschreiben: Die Stimulierung dieses bestimmten Punktes, insbesondere für Männer, ist wahrscheinlich eine neue Erfahrung. Es kann sich dem Rand des Erträglichen nähern und dem Schmerz nahe sein. Aber während der Therapie wird genau wie beim Yoga auf Entspannung und Atmung geachtet. Diese Techniken sind notwendig, um den Körper auf diese Stimulation vorzubereiten und den effektiven Transfer der Neurotransmitter zu ermöglichen. Da unser Nervensystem eng miteinander verbunden ist, kommt es nicht selten vor, dass während der Massage andere Körperteile wie Arme, Finger oder sogar die Zunge mitfühlend bewegt werden. Zunächst ist dies eine wirklich seltsame Erfahrung, aber es ist in gewisser Weise ein Zeichen dafür, dass das Nervensystem so funktioniert, wie es sollte. Irgendwann werden Sie unvermeidlich die Kontrolle verlieren und einen tantrischen Orgasmus erleben. Dies ist eine Erfahrung, die mit keinem "normalen" sexuellen Orgasmus zu vergleichen ist. Es ist möglich, Farben zu sehen, Zittern oder eine Art Kitzeln in verschiedenen Körperteilen zu spüren, das sich anfühlt wie viele kleine Elektrizitätsquellen. Ein Unterschied zu "normalen" Orgasmen besteht darin, dass sie für eine "Ewigkeit" andauern! Orgasmus ist für die meisten Männer gleichbedeutend mit Ejakulation, aber das ist etwas anderes. Es ist klar, dass ein tantrischer Orgasmus im Gehirn stattfindet, nicht im Penis.

Tantrische Therapie ist kein Sex, zumindest nicht in unserer porno-beeinflussten Vorstellung. Das Schöne an dieser Therapie ist, dass sie Ihnen anhand Ihres eigenen Körpers zeigt, welche Fähigkeiten der menschliche Körper in Bezug auf tiefes Vergnügen besitzt. Die Therapie ist eine Herausforderung der Wahrnehmung des eigenen Körpers als auch dessen, was für den sexuellen Genuss notwendig ist.

-Paul